Seit dem Jahr 2006 informiert der Höchenschwander Schinkenweg über die tiefgreifenden Änderungen des bäuerlichen Lebens im Schwarzwald. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts produzierten die Familien auf ihren Höfen nahezu alle Lebensmittel selber: Eier, Obst, Milch und Milchprodukte, Brotgetreide, Kartoffeln aber auch Heu für die Tiere. Am bekanntesten ist der Schwarzwälder Schinken, dem der Schinkenweg seinen Namen verdankt.
Als Startpunkt der Wanderung auf dem Höchenschwander Schinkenweg haben wir den Landgasthof Rössle in Tiefenhäusern gewählt. Nachdem der Wirt der Gaststätte befürchtet, wir könnten seinen Gästen einen Parkplatz streitig machen, stehen wir auch schon vor dem ersten kleinen Problem. Denn leider ist das Rössle auf der Wanderkarte innerhalb des Schinkenwegs eingezeichnet.
Als Folge laufen wir selbst bei unserer Begehung zunächst durch eine Unterführung, die sich ein Stück weiter unterhalb befindet, bevor wir die richtige Unterführung finden, die nur wenige Meter oberhalb (nördlich) des Landgasthofs unter die B500 hindurch führt. Danach aber können wir den Wegweisern des gut ausgeschilderten Wanderwegs bequem folgen.
Auf der anderen Seite der Unterführung führt der Weg durch eine mit Löwenzahn überwucherte Wiese in einen mit Laubbäumen und Douglasien bestandenen Wald. Nachdem wir eine Lichtung überquert haben, kommen wir nach anderthalb Kilometer zum Tiefenhäuserner Moor. Es ist nicht Teil des Schinkenwegs, ist man aber schon einmal hier, lohnt sich der Umweg über den aus Holz errichteten Knüppeldamm. Allerdings sollte man keine allzu schwachen Nerven mitnehmen, weil im hinteren Teil eine schwarze Hand aus dem Moor heraus ragt. Na ja, auch eine Art, die Leute zu erinnern, schön auf dem Weg zu bleiben und die empfindliche Vegetation nicht zu betreten.
Eine Viertelstunde später kommen wir ein zweites Mal beim Wegweiser »Tiefenhäuserner Moor« vorbei. Diesmal folgen wir dem Klosterweg mit der gelben Raute Richtung Häusern. Allmählich, aber beständig steigt der Weg an und kommen wir erneut durch Lichtungen und Mischwälder, bis wir schließlich die Albtalschanze erreichen.
Die historische Wehranlage bietet eine schöne Sicht über das Albtal. Wenn nur nicht die Motorräder wären, wegen deren Unfallquote etliche Warnschilder aufgestellt wurden. Wenn es nach uns ginge, sollte neben den sporadischen Tempokontrollen vor allem auch geprüft werden, wie laut die Dinger sind bzw. strenge Lärmobergrenzen eingeführt werden.
Dafür aber laden zwei Bänke zum Verweilen ein und lernen wir nach einer Pause mit Landjäger und Brot, dass die Bauern früher Fichtenholz zum Räuchern des Schinkens nahmen. Durch den Rauch wurden die Schinken außen sehr dunkel, wenn nicht sogar schwarz. Im Vergleich dazu wird der Schinken beim Räuchern über Buchenholz etwas heller.
Wichtiger als die Farbe ist der Geschmack. Um einen leckeren Schinken zu bekommen, lässt man Wacholderbeeren und -zweige, Tannen- und Kiefernzapfen im Rauch aufgehen. Dazu gibt es eine Reihe weiterer Zutaten. Die Rezepte wurden früher meist nur innerhalb der Familie weitergegeben und werden auch heute noch möglichst geheim gehalten.
Von der Anhöhe, der oberen Albtalschanze, geht es weiter über den Wolfsbrunnenweg bis zum Katzendöbelebuckweg. Hier ist die einzige Stelle, an der das Schild den Schinkenweg nicht ganz eindeutig ausweist. Dabei muss man nur schauen, dass man nach rechts zum Loipenhaus abbiegt und ein Stück auf dem Dreiländerweg läuft. So bleibt man automatisch richtig. Leider entscheiden wir uns, der gelben Raute weiter zu folgen und nehmen damit einen Umweg in Kauf, der uns bis fast nach Höchenschwand führt, bevor wir quasi von der anderen Seite zum Loipenhaus kommen.
Am Loipenhaus angekommen, bietet sich eine Einkehr zu einem Teller Schwarzwälder Schinken an. Neben dem klassischen Hinterschinken vom Schwein stellt der Wirt Rinderschinken her. Dabei stammen sogar die Tiere von den umliegenden Höfen. Da eines unserer Wanderziele ist, den eigenen Speck etwas zu reduzieren, verzichten wir jedoch darauf. Stattdessen lernen wir, dass die Schweine hier oben fünf Monate länger leben dürfen als die meisten ihrer Artgenossen. Dadurch werden sie nicht nur schwerer, sondern auch die Struktur und der Geschmack vom Fleisch verbessert sich.
Weiter geht es vom Loipenhaus zur Marienkapelle. Wer hier den Wanderweg kurz verlässt, um in das kleine Gotteshaus zu gehen, muss sich nicht sorgen, denn der Weg, der zur Kapelle abzweigt, führt gleich danach wieder zurück auf den Schinkenweg. Hier befinden wir uns gut 1000 Meter über dem Meer und können die wärmenden Sonnenstrahlen auf unserer Haut genießen, während unser Blick über die Wiesen und entfernten Täler und Berge schweift. Zugleich wecken zwei Baumgruppen Erinnerungen vom Winter, als wir uns mühsam auf der Langlaufloipe der Anhöhe hinauf geschleppt hatten.
Damit ging es uns aber noch immer noch besser als den Schwarzwaldbauern bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Zumindest erklärt uns die Hinweistafel Nr. 6, dass die Bauern damals so viel Zeit mit der Herstellung all der Dinge aufbrachten, die sie für eigenen Unterhalt brauchten, dass ihnen daneben keine Zeit blieb, um zur Arbeit zu fahren. Soll das nun heißen, dass Tätigkeiten in der Landwirtschaft keine Arbeit sind?
Oder waren die Bauern damals einfach nur gut im Jammern? Wir wissen es nicht. Wohl aber kommen wir an mehreren Höfen vorbei, die für höhere Milchpreise werben. Angesichts dessen, was andernorts in der industriellen Tierproduktion abläuft, allerdings zurecht. Kommen die meisten Tiere hier oben doch zumindest in den Genuss, auch mal über eine offene Weide rennen zu können.
Das nächste Teilstück der Wanderung führt uns auf die andere Seite der Bundesstraße. Wieder kommen wir durch Wiesen, aber auch durch die Orte Frohnschwand und Oberweschnegg. Es sind zwei der Ortsteile, die zum 11-Dörfer-Weg der Gemeinde Höchenschwand gehören. Damit häufen sich die Möglichkeiten zur Einkehr. So passieren wir bald den Landgasthof Engel.
Gleich danacht erreichen wir den Bauernmarkt bei Frohnschwand. Wer Produkte aus der Region kaufen will, findet im Landkreis Waldshut wohl keinen besseren Ort. Über 50 Landwirte beliefern den Bauernmarkt. Oder wie auf der Infotafel zu lesen ist: »Wer will, kann sich den Bienenstock, von dem der Honig kommt, oder den Backofen, in dem das Bauernbrot gebacken wurde, ansehen.«
Nach dem Bauernmarkt biegt der Schinkenweg links ab und führt von der Bundesstraße weg. Allmählich wird es ruhiger, bis wir vor einer Feldhecke nach rechts laufen und uns in einem tiefen Waldeinschnitt eine herrliche Stille empfängt. Nur das Gezwitscher eines Buchfinks ist unter dem Blätterdach zu hören. Bis zur Talsohle des Einschnitts ist der Weg angenehm erfrischend.
Danach ändert sich das Bild. Es erwartet uns ein steiler Anstieg! An sich sind es nicht so viele Meter Höhenunterschied, die hier zu bewältigen sind. Ist man schon drei Stunden unterwegs. Und hat man zwei ungewollte und einen gewollten Umweg in die Wanderung eingebaut, kann einem die Steigung aber ganz gut zusetzen.
Als wir den Forst hinter uns gelassen haben, begrüßt uns auf der Höhe eine Kuhherde. Genüsslich zupfen sie Gras und Löwenzahn ab und schauen uns leicht interessiert an. Allzu spannend scheinen wir nicht zu sein, denn schon bald widmen sie sich wieder ihrer mahlenden Arbeit.
Von der Weide sind es nur noch wenige Meter bis nach Tiefenhäusern, wo wir nach gut dreieinhalb Stunden mit dem guten Gefühl, ein bisschen für unsere Gesundheit getan zu haben, zurück zum Wanderparkplatz vom Landgasthof Rössle kommen.
Die Anfahrt erfolgt über die B 500 Waldshut-Tiengen - Titisee-Neustadt bis zum Landgasthof Rössle oder bis Höchenschwand, wo man den Schildern zum Natursportzentrum folgt.
Anfahrt mit Bus und Bahn: Ab Waldshut, Häusern und St. Blasien bestehen Busverbindungen nach Höchenschwand und Tiefenhäusern.
Ausgangspunkt | Parkplatz an der B500 bei Tiefenhäusern (nahe Gasthof Rössle) oder in Höchenschwand beim Natursportzentrum |
Koordinaten | N 47.7023, E 8.1449 (Tiefenhäusern) |
Gehzeit | 3 bis 3.30 Stunden |
Distanz | 12,5 km |
Anstiege | 320 HM |
Anforderungen | Technisch leichte Runde, welche allerdings einmal die stark befahrene B500 überquert. |
Einkehr | Loipenhaus Höchenschwand, Gasthaus Engel in Frohnschwand |
GPS-Daten | Wanderung Schinkenweg Höchenschwand gpx |
KML-Daten | Wanderung Schinkenweg Höchenschwand kml |
Eindrücke unserer Wanderungen und Ausflüge im Schwarzwald.