Mit einem kräftigen Ruck setzt sich das Flugzeug in Bewegung. Einen Augenblick später weiß ich, dass ich den Kopf besser von der Lehne fern halte. Zwei, höchstens drei Sekunden holpert das Rad des Segelfliegers über den Boden. Dann hebe ich zusammen mit Pilot Peter Hofmann ab und geht es steil nach oben. Doch der Reihe nach:
Eindrücke vom Segelfliegen auf de Bohlhof in der Gemeinde Klettgau. Aufnahmen vom Start und während des Flugs.
Peter Hofmann ist der Vorsitzende der Segelfluggemeinschaft Bohlhof. Auf einem landschaftlich herrlich gelegenen Plateau starten er und seine Vereinskollegen mit Segelflugzeugen und Motorseglern zu Flügen in den Schwarzwald, zur Schwäbischen Alb und bis ins schweizerische Jura. Auch viele Besucher des Bohlhofs sind schon in den Genuss eines Rundflugs gekommen und konnten vor mir aus luftiger Höhe auf die Orte am Hochrhein und im Südschwarzwald hinab blicken.
Die Piloten nehmen gerne Neugierige mit. Bevor es los geht, bekomme ich aber erst einmal eine Sicherheitseinweisung samt Fallschirm. Wie ich den verwende, erklärt Fluglehrer Richard la Croix: »Wenn es zum Notfall kommt und der Pilot die Haube öffnen muss, löst Du den Gurt und versuchst, vom Flugzeug wegzukommen.« Erst danach dürfte ich die Reißleine ziehen – nachdem mir der Pilot viel Glück gewünscht hat.
Sowie ich sitze, bin ich mir sicher: So weit darf es nicht kommen. Denn mit meinen 72 Kilogramm plus Fallschirm habe ich schon am Boden Mühe, wieder aufzustehen. Einfach ist dafür das Gurtsystem, bei dem ich alle vier Gurte mit einem Griff lösen kann. Oh, schon passiert. Aber für einen Segelflug schnalle ich mich gerne ein zweites Mal an. Auf geht’s zur Winde zum Windestart!
Am Anfang fühlt es sich an, wie beim Karussellfahren. Nur viel schöner! Das stramme Drahtseil zieht den Segelflieger wie einen Drachen in die Höhe. Vor mir auf der Anzeige kann ich sehen, wie wir Höhe gewinnen. Bald sind 50, 70, 100 Meter zwischen mir und dem Boden.
Als ich überlege, wann denn das Zugseil ausklinkt, löst es sich mit einem Klacken. Angst, hängen zu bleiben, muss niemand haben. »Sobald ein bestimmter Winkel erreicht ist, löst es sich«, erklärt Peter Hofmann. Als zweite Sicherheit gibt es eine Sollbruchstelle.
Danach wird es ruhig. Nur ein leises Pfeifen an den Segeln und das Signal des Höhenmeters begleitet unseren Flug über den Klettgau und das Rheintal. Langsam schrauben wir uns über 500 Meter, über 600 Meter, bis an die 700 Meter über dem Meer.
Hofmann: »Wir dürfen hier bis auf 1050 Meter steigen.« Darüber gehört der Luftraum den größeren Vögeln. Gemeint sind natürlich die Flugzeuge, die Kloten zusteuern. Da begegnen wir lieber einem Rotmilan, der wie wir die Thermik ausnutzt.
Gerne könnte ich so mehrere Stunden verbringen und mir die Landschaft von oben angucken. Leider aber fordern die Drehbewegungen ihren Tribut. Jeder Pilot weiß das. Deshalb fragt der Vorsitzende ständig, wie es mir geht. Und auch wenn es am Schluss etwas schmerzt, ein (natürlich nur ganz leichtes) mulmiges Gefühl zugeben zu müssen, bin ich doch froh, als wir nach einer halben Stunde wieder sicher auf dem Bohlhof landen. Das dann aber mit dem guten Gefühl, einen ganz besonderen Sport kennengelernt zu haben, der die Natur genießt, ohne sie zu belasten.
Info: Der Flugplatz der Segelfluggemeinschaft Bohlhof befindet sich in der Gemeinde Wutöschingen, an der Ortsverbindungsstraße von Schwerzen nach Rechberg. Gastflüge sind nach Absprache mit den Piloten möglich.